Meine Erfahrungen im Bereich E-Mobilität geht selten über die Theorie hinaus. Dies liegt daran, dass ich selbst tatsächlich noch einen Verbrenner fahre und ich noch kein für mich passendes, kleines City-Fahrzeug zu bezahlbarem Preis gefunden habe.
Der größere Punkt ist aber für mich die Ladeinfrastruktur: Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus zur Miete und habe einen Tiefgaragenstellplatz, ohne Lademöglichkeit, versteht sich.
Meine monatliche Fahrleistung überschreitet selten die 400 Kilometer, weswegen sich auch über die Reichweite ein Elektrofahrzeug derzeit nicht „schönrechnen“ lässt.
Die einzige Rechtfertigung wäre tatsächlich die PV-Anlage meiner Eltern, die so viel Energie produziert, dass hier seit Februar vierstellige „Reichweiten“ ins Netz eingespeist werden.
Hierfür müsste ich aber regelmäßig über Stunden mein Fahrzeug in den Nachbarort stellen, was derzeit auch aufgrund meiner beruflichen Situation schwierig ist.
Aber, dank des Stromer-Blogs habe ich mittlerweile mehrfach die Möglichkeit gehabt, Elektrofahrzeuge zu fahren und ich genieße jeden Kilometer.
Erfahrung mit Elektro-Auto: Unbedarft losgelegt
Nach dieser kurzen Einführung zu meiner persönlichen Situation gehen wir jetzt ans Eingemachte. Vor einigen Wochen hatte ich die Möglichkeit, den Toyota BZ4x für einige hundert Kilometer Probe fahren zu können.
Mein Ziel war es, mir keine umfassende „E-Einleitung“ geben zu lassen, sondern mich einfach mit den wichtigsten Punkten vertraut zu machen und dann loszufahren. Genau so hab ich das auch gemacht: Die wichtigsten Ladeinformationen eingesammelt und losgefahren.
Über das Fahrzeug selbst werde ich noch separate Berichte verfassen und auch ein paar Videos veröffentlichen. Genau so über meine erste „Lade-Odyssee“.
Verbrauch im Blick
Für mich war es interessant zu sehen, wie viel Energie mein Fahrstil tatsächlich verbraucht. Der Durchschnittsverbrauch des Wagens lag laut Bordcomputer bei unter 18 KW/h. Meine ersten 50 Kilometer lagen bei rund 25 KW/h.
Was ich relativ schnell feststellen konnte war, wie unglaublich ineffizient mein eigentlicher Fahrstil ist. Mit zunehmender Vertrautheit streichelte ich das Gaspedal viel sanfter, ich rollte immer entspannter auf Ampeln zu und nutzte Bergabphasen zum rekuperieren. So konnte ich nach knapp 200 Kilometern den Verbrauch in der Innenstadt und auf Landstraße auf 20 – 21 KW/h senken. Für mich als E-Auto-Neuling sicherlich nicht ganz schlecht.
Der BZ4x hat es mir aber auch einfach gemacht: Das Fahrzeug ist ein Zwischenschritt zwischen Verbrenner und Elektrofahrzeug, ohne große „Elektrofunktionen“. Es gibt also kein individuelles Rekuperieren beispielsweise. Der riesige Toyota-E-SUV fährt sich eigentlich eher wie ein Hybrid-Fahrzeug.
Ist das gut? Ja für Neulinge wird das Fahren einfach und beherrschbar. Auch wenn der E-Motor trotz über 2 Tonnen Fahrzeuggewicht richtig gut anpackt. Autobahnauffahrten werden eher zu schnell genommen, als zu langsam. Und auch sonst ist man in der Innenstadt gerne schneller als gewünscht unterwegs.
Dies liegt tatsächlich an der unglaublich spritzigen Fahrdynamik. Das SUV-Ungetüm fährt sich eher wie ein Go-Kart als wie ein Straßenpanzer. Unglaublich eigentlich, aber was Solls.
Gab es Probleme?
Nein! Ich habe mich wirklich in das Fahrzeug gesetzt und bin losgefahren, bequem, gemütlich, leise. Keine Vibrationen durch den Verbrennungsmotor, keine Lautstärke. Ich habe die Fahrt genossen. Dazu kommt dann diese unglaubliche Fahrdynamik, die nichts mit einem SUV zu tun hat. Das größte Problem war tatsächlich, dass ich rausfinden musste, dass die 11- und 22 kW-Säulen nicht mit festen Ladekabeln versehen waren und mir das Autohaus nur einen 3,5 kW-230V-Lader in den Kofferraum gepackt hat.
Das Laden gestaltet sich als umständlich
Wie bereits angedeutet, gestaltete sich für mich als absoluten Neuling das Laden an den Ladesäulen für umständlich. So wusste ich z.B. nicht, dass man bei 11 kW- und 22 kW-Ladern sein eigenes Ladekabel benötigt – dies lag aber nicht im Auto dabei, also musste ich erst einmal wieder zum Händler zurück, und mir das passende Kabel aushändigen lassen.
Bei den DC-Schnellladern hingegen sind die Ladekabel fest verbaut.
Besonders störend empfand ich hingegen die Preisgestaltung. Da ich natürlich nicht über eine Ladekarte verfüge, konnte jeder Betreiber seine Preise aufrufen, wie er wollte.
Am DC Schnellader war es super einfach, seine Daten einzugeben und per Lastschrift zu zahlen – zu einem Kilowattpreis von 1,05 Euro je Kilowattstunde! Für 12,8 kWh Ladeleistung wurden mir stolze 13,48 Euro berechnet. Der Anbieter war „MER Deutschland“. An der 22 kW-Ladesäule der Stadtwerke Sulzbach habe ich 0,29 Euro je Kilowattstunde zuzüglich 0,58 Euro Freischaltgebühr bezahlt. Abgerechnet wurde per Paypal.
Andere Ladesäulen hätten mit Kreditkarte abgerechnet werden müssen – da ich darüber nicht verfüge, waren diese Ladesäulen nicht nutzbar. Die Anfahrt der ersten Ladesäule meines Lebens – ein kostenloser DC-Schnelllader bei Aldi war außer Betrieb.
Die Abwicklung per Paypal und Lastschrift war positiv, die Nutzung der Ladesäulen intuitiv. Ohne eine Ladekarte, z.B. von EnBW ist man aber offenbar aufgeschmissen.
Hier würde eine staatliche Vereinheitlichung für die „Einfachheit“ sorgen können. Abschließend muss ich sagen, dass ich enttäuscht war, den BZ4X wieder abgeben zu müssen. Nicht weil das Auto so toll war, sondern weil ich es liebe, Elektrofahrzeuge zu bewegen.
Was freue ich mich darauf, endlich kleine, handliche Cityflitzer testen zu können!
Abschließend noch ein besonderes Dankeschön an meinen Autopartner, das Toyota Autohaus Gebrüder Scheidt in Landsweiler-Reden für die kostenlose Zur Verfügungstellung des Fahrzeugs.
Ja das Verreisen mit einem E-Auto ist tatsächlich nicht so entspannt wie mit einem „normalen“ Auto, die Erfahrung haben wir auch schon ein paar mal gemacht 😀 Erstmal sich auf der Strecke die ganzen Ladestationen rauszusuchen, dann noch möglich energieeffizient fahren, keine Heizung oder AC anschalten und dann noch an den Ladestationen ewig warten bis das Auto wieder geladen ist. Andererseits finde ich, dass das Ganze so eine Autofahrt auch wieder etwas entschleunigt. Man heizt nicht mehr so über die Autobahnen und macht auch ausreichend Pause, holt sich vielleicht auch mal einen Kaffee und schnappt frische Luft. Ich bin auch teilweise hin und hergerissen zwischen „es ist super nervig“ und „auch mal ganz entspannend“!
Ja, das kann ich absolut nachvollziehen, Julius! Das Verreisen mit einem Elektroauto erfordert definitiv etwas mehr Planung und Geduld. Aber du hast recht, es bringt auch eine gewisse Entschleunigung mit sich. Man nimmt sich mehr Zeit, macht Pausen und kann die Umgebung genießen. Außerdem ist es auch gut für die Umwelt. Ich denke, es ist eine Frage der Perspektive und was einem persönlich wichtig ist. Es ist sicherlich nicht immer einfach, aber es hat auch seine positiven Seiten. Danke für deine ehrliche Einschätzung!
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