Die Elektromobilität gewinnt weiter an Tempo. Dies bedeutet zwangsweise eine höherer Verfügbarkeit von Batterien – und damit auch von wichtigen Zusätzen wie Lithium und andere seltene Erden.
Es gibt Schätzungen die besagen, dass bis 2030 rund 70% aller neuzugelassenen Fahrzeuge Elektrofahrzeuge sein sollen. Der Bedarf an Kobalt, Nickel und eben auch Lithium steigt daher massiv.
Was dies bedeutet, haben auch die Automobilhersteller erkannt. Nicht ohne Grund laufen in diesem Bereich hohe Investitionen, wie z.B. mein Bericht über die Grundsteinlegung der Mercedes-Benz Recyclingfabrik zeigt.
Und auch der deutsche Traditionshersteller Bosch scheint nun mit von der Partie zu sein, denn das Tochterunternehmen Bosch Rexroth hat nun die erste vollautomatische Anlage zur Entladung und Demontage von Batteriemodulen in Europa vorgestellt.
„Elektromobilität kann sich nur dauerhaft etablieren, wenn ausreichend Rohstoffe für die Herstellung der Batterien zur Verfügung stehen. Recycling kommt eine tragende Rolle zu und hilft, unsere Wertschöpfung auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen: Das, was wir nutzen, verwenden wir wieder und gewinnen Rohstoffe zurück“,
Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung
Experten gehen davon aus, dass in Europa bis 2030 Recycling-Kapazitäten für bis zu 420 000 Tonnen Batteriematerial pro Jahr notwendig sein werden (Quelle: Fraunhofer ISI, 2023). „Wollen wir eine europäische Kreislaufwirtschaft aufbauen, müssen wir Recycling fest in den Lebenszyklus von Produkten integrieren und die notwendige Infrastruktur dafür schaffen. Bosch bringt sich mit seiner Technik-Expertise ein“, sagt Hartung. Auf der Hannover Messe (17. – 21. April 2023) stellt Bosch Industrietechnik für das Batterierecycling vor.
Was bedeutet das für Kunden und die Umwelt?
Elektroautos brauchen seltene Erden in größerem Umfang. Diese umweltschädlich aus dem Boden zu „buddeln“, macht daher wenig Sinn und zerstört die – ansonsten durchaus gute Energiebilanz (so lange nicht mit Kohlestrom aufgeladen wird).
Um das bereits vorhandene und genutzte Material erneut verwendet werden zu können, müssen die Batterien entladen, zerlegt, die Edelmetalle herausgelöst und getrennt und zur Wiederverwendung aufbereitet werden.
Die hierzu benötigten Maschinen entwickelt – unter Anderem – Bosch. Die für das Recycling benötigte Anlagentechnik erfordert allein in Europa laut dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Investitionen in Höhe von mehr als sechs Milliarden Euro bis 2040 (Quelle: Fraunhofer, 2021). Das zahlt sich aus: Bei optimalem Recycling lassen sich bis zu 95 Prozent der chemischen Elemente dem Batterie-Produktionsprozess erneut zuführen. Die von Bosch Rexroth entwickelte automatisierte Entladung vereinfacht nicht nur das Recycling, sie steigert auch die Effizienz und erhöht die Sicherheit: Module lassen sich in wenigen Minuten tiefentladen. Dabei erkennt die Anlage unterschiedliche Batterie-Bauformen, Risiken wie Kurzschlüsse und Brände werden minimiert.
Standort Magdeburg: Battery Lifecycle Company geht dieses Jahr in Betrieb
Derzeit wird die erste vollautomatisierte Anlage in Europa am deutschen Standort Magdeburg errichtet. Betreiber ist die „Battery Lifecycle Company“, ein Joint Venture der REMONDIS-Tochter TSR Recycling und Rhenus Automotive.
Die Anlage wird, so heißt es in der Presseerklärung von Bosch, gebrauchte Batterien von unterschiedlichen Herstellern prüfen, tiefentladen und für das sogenannte „Schreddern“ vorbereiten. In weniger als 15 Minuten lassen sich, so Bosch, acht Lithium-Ionen-Akkus von Elektroautos automatisiert entladen.
Derzeit dauere es, so Bosch weiter, bis zu 24 Stunden, bis die Akkus tiefentladen seien.
Der Clou der Anlage: Die Restspannung aus den Autobatterien können nach Angaben von Bosch dafür verwendet werden, die Anlage zu betreiben.
Jährlich sollen am Standort der Battery Lifecycle Company bis zu 15 000 Tonnen Batteriematerial recycelt werden. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für Sommer 2023 geplant.
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